Steigende Fehltage: Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz

Die Zahl der Fehltage in Deutschland steigt immer weiter an und hat wieder einen Höchststand erreicht. Insbesondere seit den letzten zwei Jahren nimmt die Entwicklung einen besorgniserregenden Verlauf an und hinterlässt Spuren. Ein Blick von außen macht diese bereits sichtbar. Allein in der Wirtschaft sorgte es für Einbußen in Höhe von 50 Milliarden Euro. Doch das ist nicht alles.

Ohne Zweifel ist diese Problematik maßgeblich der Pandemie zuzuschreiben. Seither hatten die Fälle von Atemwegserkrankungen stark zugenommen und in der Arbeitswelt für viele Ausfälle gesorgt. Bei genauerer Betrachtung fällt jedoch auf, dass diese längst nicht der einzige Grund für die steigenden Fehltage sind. Denn gleichzeitig erregt der Anstieg psychischer Erkrankungen ebenfalls zunehmend Aufsehen. In einem Zeitraum von zehn Jahren sind die Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen um fast 50% zu gestiegen. Während 2012 die Fehltage pro 100 Versicherte noch 204 betrugen, waren es 2022 schon 301, berichtet die DAK. Diese Entwicklung stellt neben der Wirtschaftlichkeit natürlich auch das Wohlergehen der Arbeitnehmer in Deutschland in Frage. Was steckt dahinter und wie wird sich das zukünftig auswirken?

Fest steht, dass die Entwicklung dieser Problemlage schon seit längerer Zeit zu beobachten ist. Bereits vor wenigen Jahren machten psychische Erkrankungen fast 20% des gesamten Krankenstands aus. Zu den Diagnosen zählen am häufigsten Depressionen und Anpassungsstörungen, bzw. Belastungsreaktionen. Zwar liegt diesem Stand auf der einen Seite die psychische Belastung durch die Pandemie zugrunde. Doch auf der anderen Seite sorgt es teilweise für zunehmende Zweifel an den Arbeitsverhältnissen und dem Umgang der Arbeitgeber mit psychischen Erkrankungen. Es ist bekannt, dass sie an eine gewisse Fürsorgepflicht gebunden sind, nichtsdestotrotz scheint es als werde ein leichtsinniger Umgang damit gepflegt und als unterschätzten viele Unternehmen die Problematik, indem sie nicht die nötige Hilfe und Unterstützung anbieten, die es für Betroffene gegebenenfalls bräuchte. Das Entgeltfortzahlungsgesetz unterstützt jene bereits, indem es die Lohnfortzahlung durch den Arbeitgeber für bis zu sechs Wochen gewährleistet. Doch damit es erst gar nicht dazu kommt, sind präventive Maßnahmen notwendig. Das schont nicht nur langfristig die Gesundheit von Arbeitnehmern, sondern auch die Wirtschaft und Ressourcen. Studien der European Agency for Health and Safety at Work zeigen, dass es die Produktivität und das Wohlergehen der Beschäftigten maßgeblich verbesserte. Arbeitnehmer, die in einem offenen Betriebsklima mit entsprechenden Unterstützungsangeboten für das psychische Wohlergehen beschäftigt sind, leiden erheblich weniger unter den Folgen von Stress und Belastung und haben eine insgesamt bessere mentale Gesundheit, als Arbeitnehmer, denen diese Verhältnisse nicht gegeben sind.

Diese Erkenntnis könnte ein erster Ansatz für den richtigen Umgang mit der Herausforderung sein. Um weitere und konkretere Strategien zu entwickeln, erfordert es jedoch eine genauere Analyse und Lokalisierung der Ursachen und Faktoren. Auch zu hinterfragen gilt die Gefahr des Missbrauchs, welche in vielen Systemen besteht, so auch im Krankensystem.

Weiterhin obliegt die Gesundheit eines jeden in erster Linie der eigenen Verantwortung. Doch fest steht, dass das Arbeitsleben auch eine wesentliche Rolle spielt. Zukünftig bedarf es also gemeinsamer Anstrengung und Aufarbeitung, um das Bewusstsein für psychische Erkrankungen zu verstärken und entsprechende Unterstützung zu verbessern, doch ebnen die bisher gewonnenen Erkenntnisse bereits einen Weg in die richtige Richtung. Schalten sich darüber hinaus weitere Akteure ein, wie die Politik und das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM), ist darauf zu hoffen, dass der Entwicklung Einhalt geboten und sich die Arbeitswelt in Zukunft zu einer besseren wandeln wird.

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Miriam Kreis

Studentische Mitarbeiterin